Das erste Trimenon umfasst die ersten 12 Wochen einer Schwangerschaft. Diese Zeit geht für werdende Mütter mit einer sehr großen hormonellen Umstellung einher, die für einen selbst (und auch das Umfeld) spürbar ist. Die Schwangerschaft ist nach außen aber erst einmal nicht sichtbar.
Wenn es zur Befruchtung einer Eizelle durch ein Spermium kommt, verschmelzen diese zur sogenannten Zygote. Es ist eine entwicklungsfähige Zelle entstanden. Die Zygote enthält sowohl das mütterliche, als auch das väterliche Erbmaterial. Die Einnistung der Zygote in die Gebärmutterwand beginnt circa 5 Tage nach der Befruchtung. Zellen, aus denen sich später die Plazenta entwickelt, bezeichnet man als Synzytiotrophoblasten. Der Synzytiotrophoblast produziert das Schwangerschaftshormon ßHCG, was im Urin mit einem Schwangerschaftstest nachweisbar ist. Der Schwangerschaftstest fällt positiv aus, wenn 2 Striche erscheinen.
Ab Mitte der Schwangerschaft produziert der Synzytiotrophoblast auch Progesteron. Progesteron signalisiert den Eierstöcken, dass erstmal kein Eisprung mehr notwendig ist. Die Periode bleibt aus. Das wird häufig als erstes Schwangerschaftszeichen wahrgenommen.
Wenn sich die befruchtete Eizelle nicht richtig einnistet, kann sich die Schwangerschaft nicht weiterentwickeln. In der Frühschwangerschaft gilt das „Alles-oder-Nichts-Prinzip“. Das bedeutet, dass sich der Embryo entweder normal entwickelt – oder gar nicht.
Aus der Klinik bzw. aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass etwa 50% aller Schwangerschaften nicht in Ordnung sind und deshalb enden.
Der Embryo entwickelt sich im 1. Trimenon besonders rasch. Man bezeichnet das Heranwachsende bis zur 9. SSW als Embryo, danach, wenn die inneren Organe angelegt sind, spricht man vom Fötus (oder Fetus). Zu Beginn entwickelt sich der Embryo in der Amnionhöhle. Diese ist von der Chorionhöhle umgeben. Die beiden Blätter verschmelzen später zur Fruchtblase.
Das Herz beginnt ab der 5. Woche zu schlagen. Im Ultraschall ist die Herzaktion ungefähr ab der 6. Woche sichtbar. Ab der 7. SSW nehmen Kopf und Rumpf langsam Form an. Die Organe bilden sich allmählich aus und nach und nach werden Arme und Hände, Beine und Füße erkennbar. Der Fötus misst am Ende des 1. Trimenons etwa 5 bis 6 cm. Erste Bewegungen werden sichtbar.
Die hormonellen Veränderungen können diverse Schwangerschaftsbeschwerden auslösen. Viele leiden unter starker Übelkeit, teilweise mit Erbrechen. Charakteristisch in den ersten Wochen ist auch, dass die Brüste größer und empfindsamer werden. Häufig verspürt man ein Spannungsgefühl. Die wachsende Gebärmutter kann sich durch ein Ziehen bemerkbar machen und Unterleibschmerzen verursachen. Es kann auch zu vermehrtem Harndrang kommen, weil die Gebärmutter zunehmend Druck auf die Harnblase ausübt.
Dein gesamter Stoffwechsel wird angekurbelt und erhöht sich um bis zu 20 Prozent. Nur dadurch können genügend Nährstoffe für die Ausbildung der Plazenta zur Verfügung gestellt werden. Der Mutterkuchen bildet sich bereits kurz nach der Befruchtung in der Gebärmutter aus. Es ist ein Organ, dass nur temporär besteht und in der Nachgeburtsperiode ausgestoßen wird. Über die Nabelschnur ist das Kind mit der Plazenta und darüber mit dem mütterlichen Kreislauf verbunden. Es erhält über diese Verbindung Nährstoffe, Abfallprodukte werden abtransportiert. Die Plazenta ist auch für den Gasaustausch verantwortlich.
Der Mutterkuchen besteht aus kindlichem und mütterlichem Gewebe. Den mütterlichen Anteil nennt man Dezidua oder Basalplatte, der kindliche Anteil wird als Chorionplatte bezeichnet. Dazwischen befindet sich der intervillöse Raum, der mit mütterlichem Blut gefüllt ist. Aus der Chorionplatte wachsen Zottenbäume in den intervillösen Raum hinein. In den Zotten befinden sich kindliche Blutgefäße. An der Stelle, wo das mütterliche Blut mit den Zotten in Kontakt tritt, findet der Stoffaustausch statt.
In jedem Stadium der Schwangerschaft passt sich die Plazenta den jeweils spezifischen Bedürfnissen des Kindes an. Ab dem 2. Trimenon übernimmt die Plazenta die komplette Hormonproduktion.
Deine Blutmenge erhöht sich um etwa 1 bis 1,5 Liter, um das Kind gut versorgen zu können. Das Herz muss jetzt schneller schlagen, damit das gesteigerte Blutvolumen durch den mütterlichen und kindlichen Kreislauf befördert werden kann. Insgesamt wird alles besser durchblutet und die Gefäße weiten sich. Müdigkeit und Kreislaufprobleme mit Schwindelgefühlen können die Folge davon sein. Gleichzeitig kommt es zu einer erhöhten Flüssigkeitseinlagerung. Die komplette Muskulatur und das Bindegewebe lockern sich, um dem wachsenden Kind ausreichend Platz zur Verfügung zu stellen. Und natürlich auch als Vorbereitung auf die anstehende Geburt. Es treten typische Hautveränderungen auf. Es erscheint z.B. die Linea fusca auf der Bauchdecke, die sich nach der Geburt vollständig zurückbildet.
Dein Körper benötigt in der Anfangsphase der Schwangerschaft besonders viele Nährstoffe, um der neuen Herausforderung gerecht zu werden. Das bedeutet nicht, dass man zwangsläufig auch mehr Nahrung zu sich nehmen muss, sondern, dass man sich abwechslungsreich und gesund ernähren sollte.
Es empfiehlt sich zusätzlich täglich Folsäure einzunehmen. Folsäure ist elementar für die Zellteilung und somit für Wachstumsprozesse. Es ist reichlich in grünem Gemüse, insbesondere in Spinat und Salat, in Tomaten, Hülsenfrüchten, Nüssen, Orangen, Sprossen, Weizenkeimen und Vollkornprodukte sowie Kartoffeln, Leber und Eier enthalten. Heutzutage wird Folsäure bereits bei bestehendem Kinderwunsch eingenommen. Es gibt viele unterschiedliche Präparate von diversen Herstellern. Diese sind in der Drogerie oder der Apotheke erhältlich.
Die Veränderungen im Hormonhaushalt und die körperlichen Veränderungen sorgen für enorme Gefühlsschwankungen, die sowohl ins Positive als auch ins Negative ausschlagen können. Viele sind von ihren Emotionen überwältigt und mit den Stimmungsschwankungen überfordert. Eine Schwangerschaft gilt nicht umsonst als „Ausnahmesituation“.
Die erste große Vorsorgeuntersuchung ist das Ersttrimesterscreening. Dieses findet zwischen Beginn der 9. SSW und Ende der 12. SSW statt. Neben einer umfassenden Ultraschalluntersuchung wird Blut abgenommen, der Urin untersucht, Gewicht und Blutdruck gemessen und die Lage der Gebärmutter beurteilt. Ergänzend dazu wird ein ausführliches Beratungsgespräch entsprechend des Schwangerschaftsalters geführt.
Das erste Trimenon wird als die kritischste Phase einer Schwangerschaft angesehen. Der Embryo ist besonders anfällig auf äußere Einflüsse.
Dazu gehören Infektionen, Strahlung, Mangelernährung aber auch schädliche Substanzen wie Alkohol, Drogen oder Nikotin. Die Entwicklung lebenswichtiger Organe kann beeinträchtigt werden und es können Fehlbildungen entstehen. Heutzutage weiß man, dass insbesondere der Konsum von Alkohol, bereits in den kleinsten Mengen, während der gesamten Schwangerschaft sehr gefährlich für das Ungeborene sein kann und zu Missbildungen führen kann.
Wichtig im 1. Trimenon ist eine ausgewogene und vollwertige Ernährung. Man sollte sich weiterhin viel bewegen und moderat Sport treiben. Insbesondere Yoga kann dir sehr gut dabei helfen mit den körperlichen Veränderungen umzugehen und einen Ausgleich zu den Gemütszuständen zu schaffen.
Vermeiden sollte man ungewohnte Belastungen oder Bewegungsabläufe und einige Ballsportarten, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Schwimmen, Spazierengehen Nordic-Walking sind ideal.
Hermann Hesse