Zunächst möchte ich mit einem kleinen historischen Rückblick beginnen und damit einen Bogen zum Yoga spannen. Denn bevor sich die heute etablierte, sehr körperliche Praxis des Hatha-Yoga entwickelte, galt das ursprüngliche Yoga des alten Indiens, wie es noch in den Yoga-Sutras des Patanjali beschrieben wird, lediglich der Vorbereitung der Meditation. Durch die Einnahme eines langen, teils über Stunden andauernden Sitzes (Sanskrit: Asana, Deutsch: der Sitz) sollte der Körper zur Entwicklung einer meditativen Geisteshaltung ausgerichtet und diszipliniert werden. Die Meditation selbst galt schließlich damals wie auch heute dazu die Zerstreuungen des Geistes zu klären und in einen friedvollen Einklang zu bringen.
Nun zur Essenz der Meditation. Ja, was ist darunter eigentlich zu verstehen? Eine Frage über die man einerseits wahrscheinlich Tage, Wochen, Monate, Jahre, gar ein ganzes Leben philosophieren könnte und der man andererseits am besten durch die Einkehr in Stille begegnet. Und vielleicht eben aus dieser Ambivalenz heraus auch eine Frage, die man auf nur wenige Worte und Gedanken herunterbrechen kann.
Aber bevor ich versuche diesem hohem Anspruch des Reduktionismus gerecht zu werden, möchte ich mit einem, wenn auch lieblichen Missverständnis in Hinblick auf die Meditation aufräumen.
Häufig hört man, dass durch Meditation eine Transformation stattfindet, eine Verwandlung, die man sich sinnbildlich vielleicht so vorstellen kann wie die Metamorphose zu einem Schmetterling. Und obwohl dieser Vorstellung zweifelsfrei eine große Schönheit und Strahlkraft innewohnt, scheint sie mir den wahrhaftigen Kern fundamental zu verfehlen. Meditation bedeutet vielmehr eine Rückbesinnung.
In ihr begeben wir uns auf eine Reise an einen manifesten Ort in uns an dem nicht erst die Verwandlung von einer Raupe zu einem Schmetterling stattfinden muss, sondern an dem wir bereits ein solcher Schmetterling in Vollendung und Entfaltung sind. Die Meditation ist das Instrument, dass uns dabei hilft diesen ursprünglichsten aller Orte in uns aufzuspüren und wiederzuentdecken. Mark Aurel, dessen stoische Gedanken durchaus auch zum Verständnis des angestrebten Zustandes der Meditation herangezogen werden können, spricht von einer „inneren Burg“, die eine Jede und ein Jeder in sich trägt, die uns vor Erschütterungen der äußeren Welt zu schützen vermag und die es uns erlaubt zu entscheiden ob und inwieweit wir äußere Einflüsse in uns aufnehmen und mit ihnen verschmelzen. Dies soll keineswegs eine Freiheit von Gedanken bzw. eine Entkopplung von der Welt bedeuten. Das wäre auch zu schade, sind wir als Menschen doch insbesondere lebendige und soziale Wesen. Sie ermöglicht uns vielmehr ein Leben und Zusammenleben, um nicht zu sagen ein Sein, dass unserem freiheitlichen Wesen entspricht. Wir sind Dingen und Umständen zu keiner Zeit ausgeliefert, sondern können ihnen stets aus der Stärke dieses inneren Ortes heraus auf einer Metaebene begegnen.
Das klingt ja alles schön und gut, denkst Du jetzt – ABER! Aber in der Flut der Dinge, die im Alltag auf uns einwirken sollen wir uns nun „einfach hinsetzen“ und über eine lange Zeit dem „Nichtstun“ widmen? Ist Meditation also eine Aufgabe, die kaum zu bewältigen, kaum in den Alltag zu integrieren ist? Nein, keineswegs! Um zu meditieren bedarf es nicht mehr als der inneren Bereitschaft und Haltung sich diesem Kraftort in uns bewusst zu werden. So kann Meditation, auf die ein oder eben andere Weise, immer und überall stattfinden, bei allem was wir tun. Man braucht sich nicht verkrampft auf die Suche nach einem Ort der Ruhe zu machen, sondern trägt ihn in seiner Omnipräsenz stets in sich. Vergleichbar mit dem kleinen Wesen, dass gerade in Dir wächst, kannst Du Dich auch diesem Ort zu jeder Zeit zuwenden, in ihn einkehren, in ihm aufgehen. Er steht Dir zu Verfügung.
Sadhguru
Gerade in der Schwangerschaft sind wir mit unglaublichen Veränderungen und damit einhergehenden Unsicherheiten konfrontiert – ein wundersames Wechselbad der Gefühle, dass die menschliche Sehnsucht nach Liebe, Gelassenheit, Präsenz und Zentriertheit auf besondere Weise herausfordert. Diese Veränderungen sind zum Teil, z.B. unseren Körper betreffend, für alle offenbar und offensichtlich, werden sich auf die ein oder andere Weise auf unser gesamtes zukünftiges Leben auswirken und nicht zuletzt auch unsere vorbestehenden Gedankenkonstrukte und Prioritäten mächtig aufwirbeln. Wenn man nicht bereits regelmäßig meditiert, ist diese Zeit die vielleicht schönste Einladung in sein wahrhaftiges zu Hause einzukehren. Zurückzukehren zu unserer vielleicht ursprünglichsten Natur, getragen und gehalten in der burg-, gar berghaften Stärke der Mütterlichkeit, die neben vielen anderen Rollen in uns wohnt, wie im wahrsten Sinne des Wortes ein Samen, der darauf eingestellt ist bestäubt zu werden.
Um das Gesagte zuletzt aus yogischer Perspektive und hierbei mit den Gedanken von Shiva Nataraj nochmal zusammenzufassen, bringt die regelmäßige Meditation eine Zerstörung des „Alten“ bei gleichzeitigem Erlauben des „Neuen“ in uns “, wobei das vermeintlich “Neue” an dieser Stelle als das meist primordiale zu verstehen ist.
Fühl Dich herzlich dazu eingeladen diesen vertrauten Weg zur inneren Klarheit durch kraftvolle Meditationen aus verschiedenen Traditionen und Schulen mit uns zu beschreiten.