Die Geburt

Es ist ein einschneidendes Erlebnis für jede Frau zwischen Schmerz und Freude, Verzweiflung und Hoffnung. 

Die Geburt ist der Vorgang, bei dem das Kind den Mutterleib verlässt. Dieser Vorgang erfordert deinem Körper noch einmal einiges ab. Er ist meist mit starken Schmerzen verbunden. Aber nicht nur für dich, sondern auch für dein Kind ist die Entbindung sehr anstrengend und fordernd. Nicht immer verläuft die Geburt ganz ohne Komplikationen ab. Diese lassen sich nicht immer voraussehen. 

Manchmal nimmt die Geburt einen Verlauf an, den man sich so nicht gewünscht hat. Das ist das Spannende in der Geburtshilfe. Heutzutage hat man aber viele Möglichkeiten das Kind gut zu überwachen und mit den unterschiedlichsten Methoden, sei es Lagerungsmaßnahmen, Medikamenten, Homöopathie oder vaginal-operative Entbindung die Geburt zu beeinflussen. 

Dein Kind ist ab dem Zeitpunkt der Geburt nicht mehr auf dich angewiesen, sondern eigenständig lebensfähig. Mit dem ersten Schrei entfalten sich die Lungen und der Kreislauf stellt sich so um, dass sich das Kind ab sofort selbst versorgen kann. Wenn das Kind nicht sofort laut aufschreit oder leicht blau angelaufen ist, braucht es manchmal einige Sekunden bis es sich von den Strapazen der Geburt erholt. Gib‘ deinem Kind diese Zeit. Das Durchtreten durch den engen Geburtskanal geht nicht immer spurlos an den Babys vorbei. Falls das Kind sehr schlapp ist oder anfangs Probleme bei der Atmung hat, spricht man von kindlichen Anpassungsstörungen. 

Dem Beginn der Geburt gehen einige typische Anzeichen voraus. Der Schleimpfropf geht in der Regel einige Tage vor der Geburt ab. Die Wehen verändern sich. Sie werden regelmäßiger, schmerzhafter und treten in immer kürzeren Abständen auf. Instinktiv können viele Frauen zwischen den Vorwehen und geburtswirksamen Wehen unterscheiden. Die Geburtswehen können so stark sein, dass man sich kaum noch auf den Beinen halten kann. Immer wenn eine Wehe kommt, muss man stehen bleiben und fängt automatisch an zu pusten und die Wehe zu veratmen. 

Die Geburt kann aber auch mit einem Blasensprung beginnen. Ein Blasensprung, der vor Eintritt von Geburtswehen passiert, wird als vorzeitiger Blasensprung bezeichnet. In dem Fall solltest du sofort in die Klinik fahren. Bei einem vorzeitigen Blasensprung musst du leider im Krankenhaus bleiben, da die Entzündungsparameter regelmäßig kontrolliert und CTG-Kontrollen durchgeführt werden müssen. Nach spätestens 18 Stunden würde man zum Wohlergehen des Kindes eine antibiotische Therapie beginnen. Spätestens 24 Stunden nach dem Blasensprung wird die Geburt eingeleitet.  

Medizinisch gesehen beginnt die Geburt erst dann, wenn die Wehen muttermundswirksam sind und sich der Muttermund öffnet. Auf den Tag genau kommen etwa vier Prozent der Kinder zur Welt.

Lange war der Auslöser für die Geburt nicht genau klar. Mittlerweile weiß man aber, dass die Geburt vom Fötus selber eingeleitet wird, indem es ein bestimmtes Hormon produziert, dass auch für die Lungenreife verantwortlich ist. Wie lange die Geburt dauert hängt von vielen Faktoren ab.

Als Faustregel gilt: 13 Stunden einer Erstgebärenden, der sogenannte Primipara, und 8 Stunden bei Frauen, die schon von einem Kind vaginal entbunden wurden. 

Dabei kommt es den Frauen oft viel, viel länger vor, da für sie die Geburt mit dem Einsetzen der Wehen beginnt. 

Die Geburt verläuft in 3 Phasen ab. Eröffnungsperiode, Austreibungsperiode, gefolgt von der Nachgeburtsperiode. Damit man einen guten Überblick über den zeitlichen Verlauf der Geburt hat, wird der Geburtsverlauf dokumentiert und ggf. auch in ein Partogramm eingetragen. Daran kann man genau erkennen, ob die Geburt voranschreitet, einen protrahierten Verlauf annimmt oder es sogar zum Geburtsstillstand kommt. In der Fachliteratur findet man zum Geburtsfortschritt folgende Angabe: Bei normalem, komplikationslosen Geburtsverlauf mit guter Wehentätigkeit öffnet sich der Muttermund durchschnittlich um einen Zentimeter pro Stunde. 

Eröffnungsperiode

Die Eröffnungsperiode ist die erste Phase der Geburt und die längste. Sie dauert zwischen 10 und 12 Stunden. Ziel der Eröffnungsperiode ist die Verkürzung des Gebärmutterhalses und die Öffnung des Muttermundes. Wenn der Muttermund komplett geöffnet ist, sagt man umgangssprachlich auch, dass man „vollständig“ ist. Der Muttermund ist dann ungefähr 10 cm geöffnet. Durch eine vaginale Untersuchung wird der Muttermundsbefund erhoben. Unter der Geburt sind mehrere Untersuchungen erforderlich, um den Geburtsfortschritt beurteilen zu können. Natürlich nur mit deinem Einverständnis. Wann eine Untersuchung nötig ist, legt in der Regel die Hebamme fest. 

Die Eröffnung des Muttermundes hängt manchmal auch von psychischen Faktoren ab. Ist man entspannt, geht die Öffnung des Muttermundes schneller. Sind die Wehen so schmerzhaft, verkrampft man und ist so angespannt, dass die Eröffnung des Muttermundes erschwert ist. Dann kann es sein, dass der Einsatz von Schmerzmedikamenten sinnvoll ist. Zunächst versucht die Hebamme natürlich alle anderen Möglichkeiten auszuschöpfen, sei es eine bestimmte Atemtechnik, ätherische Öle, homöopathische Mittel oder ein heißes Bad. Wenn das alles nicht hilft, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Schmerztherapie. Die Schmerzmittel, die heute in der Geburtshilfe eingesetzt werden, sind alles Medikamente, die gut erprobt sind und schon seit vielen Jahren angewendet werden. 

Viele greifen zum Lachgas. Dies ist ein Gas, das analgetisch, also schmerzstillend, wirkt. Früher hat man es auch zu Narkosezwecken verwendet. Der Vorteil von Lachgas ist, dass es schnell an- und abflutet und dadurch gut steuerbar ist. Da es als Nebenwirkung leicht benebelt und schummrig macht, wird es von manchem Frauen nicht toleriert. Da das Lachgas ein relativ schwaches Analgetikum ist, kann es manchmal nicht zur Schmerzlinderung beitragen. In solchen Fällen könnte eine PDA in Erwägung erzogen werden. Bei der PDA wird ein Schmerzkatheter in den Periduralraum, neben das Rückenmark gelegt. Über diesen Katheter werden Opiate verabreicht, die dazu dienen bestimmte Rückenmarksnerven zu betäuben. 

Auch hier erlangt man keine vollständige Schmerzfreiheit, die Schmerzen werden aber deutlich reduziert. Der Vorteil an der PDA ist, dass man bei vollkommen Bewusstsein ist und gut mitarbeiten kann. Leider ist man durch den Katheter mehr in seiner Mobilität eingeschränkt. Die Beine fühlen sich taub an, sodass man in der Austreibungsperiode möglicherweise Schwierigkeiten beim Pressen bekommt. Eine Wehenschwäche kann auch die Folge sein. 

Die Eröffnungsperiode endet im Regelfall mit dem Blasensprung. Diesen bezeichnet man dann als rechtzeitigen Blasensprung. Da dies nicht immer der Fall ist kann es sein, dass die Hebamme im Geburtsverlauf die Fruchtblase eröffnet. Das Eröffnen der Fruchtblase verstärkt die Wehen oft. 

Die Farbe des Fruchtwassers ist sehr wichtig. Das Fruchtwasser sollte klar sein. Falls es eine grüne Farbe angenommen hat, ist das ein Anzeichen dafür, dass es dem Kind nicht ganz so gut geht und es gestresst ist und deswegen ins Fruchtwasser gemacht hat. 

Das Schöne, das Wahre, das Gute: Es ist nicht draußen, da sucht es der Tor, es ist in dir, du bringst es hervor.

Friedrich von Schiller

Austreibungsperiode

Die Austreibungsperiode ist der Zeitraum zwischen vollständig eröffnetem Muttermund und der Geburt des Kindes. Diese Phase sollte 1 Stunde bei Mehrgebärenden nicht überschreiten. Bei der Geburt des ersten Kindes, kann die Austreibungsperiode 2 Stunden andauern. 

Man kann diese Phase noch in frühe Austreibungsperiode und Pressperiode unterteilen. 

Wenn der kindliche Kopf in den Geburtskanal tritt, kommt es über Druck auf den lumbalen Nervenplexus zum reflektorischen Pressdrang. Man verspürt dann auf einmal das unweigerliche Bedürfnis mitzudrücken und mitzuschieben. Durch den zusätzlichen Einsatz der Bauchmuskeln wird der Druck auf die Gebärmutter verdoppelt. 

Die Kontraktionen verstärken sich zu Presswehen. Die Wehentätigkeit erreicht jetzt ihr Maximum. Der Gedanke es bald geschafft zu haben versetzt oft Berge und das ist gut so, denn die letzten Kraftreserven werden jetzt benötigt bis das kindliche Köpfchen sichtbar wird. Damit das Kind möglichst einfach durch den Geburtskanal gleiten kann, sollten die anatomischen und physiologischen Gegebenheiten von Mutter und Kind gut zusammenpassen. 

Fast 93% aller Kinder werden aus vorderer Hinterhauptslage geboren. 

Dafür steht der Kopf im Beckeneingang quer. Das bedeutet, dass ein Ohr hinter der Symphyse ist und das andere Ohr hinten am Kreuzbein. Das Kind dreht sich nun zwei Mal um jeweils 45 Grad bis der Kopf gerade vor dem Beckenausgang steht und es nach unten schaut. Das Kind beugt jetzt seinen Kopf, sodass der Hinterkopf als erstes geboren wird. Danach folgt die Geburt des Vorderhaupts, der Stirn, dem Gesicht und dem Kinn. Kinder, die genau anders herum das Licht der Welt erblicken bezeichnet man als Sternengucker. 

Wenn der Kopf des Kindes geboren ist, tritt oft eine Wehenpause ein. Mit der nächsten Wehen dreht sich der Kopf um 90 Grad wieder zurück. Dadurch können die Schultern und der restliche Körper problemlos folgen. Kommt es zu einem Missverhältnis oder Komplikationen, ist die vaginale Geburt vielleicht doch nicht möglich oder es müssen Hilfsmittel eingesetzt werden, wie eine Saugglocke, Forceps oder Dammschnitt. 

Nach der Geburt wird dir dein Baby direkt auf den Bauch gelegt, damit ihr gleich Körperkontakt habt und kuscheln könnt. 

Dieser Vorgang nennt sich Bonding. Er ist äußerst wichtig, damit ihr euch kennlernen und beschnuppern könnt. Bei deinem Kind macht sich ein Gefühl von Sicherheit breit, wenn es dich spürt und deinen Körpergeruch wahrnimmt. Dies trägt auch zur Förderung einer tiefen Mutter-Kind-Beziehung bei und regt die Milchproduktion an.

Da das Kind noch über die Nabelschnur mit der Plazenta verbunden ist, muss es bald abgenabelt werden. Heutzutage weiß man, dass das Kind sehr davon profitiert, wenn man die Nabelschnur auspulsieren lässt. Es erhält dadurch eine zusätzliche Menge Blut, die es gut gebrauchen kann, Stammzellen, Nährstoffe und Sauerstoff. Die Immunabwehr wird auch unterstützt. 

Nachgeburtsperiode

In der Nachgeburtsperiode kommt es erst zur Lösung und dann zur Ausstoßung der Plazenta mitsamt der Fruchtblase. Dabei kommt es zu einer physiologischen Lösungsblutung. Diese Phase sollte nicht länger als 1 Stunde dauern. Wenn die Nachgeburt ausgestoßen wurde, wird sie auf Vollständigkeit überprüft. Plazentareste können nämlich Blutungsstörungen verursachen und das Risiko für eine Gebärmutterentzündung erhöhen. Löst sich die Plazenta nicht oder nur unvollständig und es bleiben Teile in der Gebärmutter zurück, ist entweder eine manuelle Lösung der Plazenta oder eine Ausschabung im OP erforderlich. Geburtsverletzungen werden auch versorgt, wenn die Nachgeburt vollständig ausgestoßen wurde.