Appetitveränderungen

  1. Beschreibung der Symptome
    • Heißhungerattacken, Essgelüste
    • Übelkeit, Appetitlosigkeit
    • Veränderung des Geruchs- und Geschmackssinnes
    • Ungewöhnliche Kombination von Speisen

2. Mögliche Ursachen

    • Veränderung des Hormonhaushalts (ßHCG)
    • Erhöhter Energiebedarf
    • Mangel an bestimmten Nährstoffen (Eisenmangel)
    • Blutzuckerschwankungen
    • Seelische Gründe

3. Verhaltensmaßnahmen

    • Yoga
    • Auf ausgewogene und gesunde Ernährung achten
    • Essgelüsten auch nachgehen
    • Nicht für ‚Zwei‘ Essen
    • gesunde Zwischenmahlzeiten um Heißhungerattacken vorzubeugen
    • kleinere Portionen über den Tag verteilt

4. Wann sollte man den Arzt konsultieren?

    • Verlangen nach etwas Ungenießbarem oder Schädlichem

Durch die hormonellen Veränderungen, die mit Beginn der Schwangerschaft einsetzen, kann sich der Appetit werdender Mütter verändern. Das reicht von Übelkeit und absoluter Appetitlosigkeit bis hin zu abnormen Essgelüsten und häufigen Heißhungerattacken. Insbesondere Heißhunger gilt als ein frühes Anzeichen dafür, dass man schwanger ist. Aber auch die gesamte Wahrnehmung von Geruch und Geschmack kann sich verschieben. Es kann passieren, dass man plötzlich Gelüste auf Lebensmittel entwickelt, die einem vorher überhaupt nicht geschmeckt haben, andere Lebensmittel, die man vorher geliebt hat, lehnt man ab, weil bereits der Geruch Ekel auslöst. Diese Appetitschwankungen können während der gesamten Schwangerschaft bestehen. Ungewöhnliche Geschmackskombinationen und das Verlangen nach Süßigkeiten sind typisch dafür. 

Die Ursache für das Auftreten von abnormen Heißhunger ist nicht genau geklärt. Man geht davon aus, dass die Umstellung des Hormonhaushalts insbesondere das massiv steigende ßHCG zu Beginn der Schwangerschaft den Appetit maßgeblich beeinflusst. Dazu kommt, dass eine werdende Mutter viel Energie benötigt, um sich und ihr Kind gut zu versorgen. Der Körper sendet mit dem Heißhunger ein Signal aus, dass er einen erhöhten Energiebedarf hat. Das bedeutet aber nicht, dass man für „Zwei“ essen muss. 

Möglich ist auch, dass sich der Bedarf einzelner Nährstoffe in einem Verlangen nach bestimmten Lebensmitteln äußert. Dabei nimmt der Eisenstoffwechsel eine besondere Rolle ein. Junge Frauen haben aufgrund der monatlichen Menstruation häufig eine Anämie, eine sogenannte Blutarmut. Die Blutarmut macht sich durch relativ unspezifische Symptome wie allgemeines Schwächegefühl, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen, Blässe, Haarausfall und brüchige Fingernägel bemerkbar. Bei bereits leichter Belastung fängt das Herz an schneller zu schlagen. Hinzukommt, dass sich viele junge Frauen heutzutage aus ethischen Gründen vegetarisch oder vegan ernähren. Der Körper passt sich diesen Gegebenheiten meist gut an, sodass eine Anämie häufig ein Zufallsbefund bei einer routinemäßigen Blutentnahme ist. In der Schwangerschaft verdoppelt sich der Eisenbedarf auf täglich 30 mg pro Tag, was das Auftreten von Gelüsten auf besonders eisenhaltige Speisen und Fleisch erklärt. 

Aber auch psychische Ursachen können beteiligt sein. Frei nach dem Motto ‚Mein Körper verändert sich sowieso, ohne dass ich darauf Einfluss habe‘, sehen viele Frauen die Schwangerschaft als „Freifahrtschein“ für hemmungsloses Essen. Jahre lang haben sie auf viele Lebensmittel verzichtet und die unterschiedlichsten Diäten ausprobiert nur um schlank zu sein. Sie fühlen sich nun berechtigt alle diese Ernährungs-Tabus aufzuheben. 

Das Auftreten von Heißhungerattacken kann auch ein Hinweis auf Blutzuckerschwankungen sein und eine veränderte Insulinausschüttung.  

Als werdende Mutter sollte man ohne schlechtes Gewissen das essen, worauf man gerade Lust hat. Es ist nicht verwerflich seinen Essgelüsten nachzugehen, da sonst Unzufriedenheit und Frust entstehen können. Diese Emotionen wiederum können sich auf das Ungeborene übertragen. 

Wenn man allerdings dem Heißhunger zu oft nachgibt, ist eine starke Gewichtszunahme nicht unwahrscheinlich. Diese kann sich nachteilig auf die Gesundheit auswirken und z.B. das Auftreten eines Schwangerschaftsdiabetes begünstigen. 

Außerdem sollten natürlich keine „schädlichen“ Lebensmittel verzehrt werden, die das Wohlergehen des Kindes gefährden könnten. Darunter fallen z.B. der Verzehr von rohem Fleisch, Fisch oder Eiern und Rohmilchkäseprodukte. Obst, Gemüse und Salat sollten sorgfältig vor dem Verzehr abgewaschen werden. 

Yoga kann Hungergefühle regulieren und Heißhungerattacken relativieren. Eine regelmäßige Yogapraxis kann resilient machen, um den Umgang mit Essgelüsten mit Vernunft zu gestalten.

Mit gesunden Zwischenmahlzeiten lässt sich das Auftreten von Heißhungerattacken umgehen. Hierfür eignen sich Gemüsesticks oder eine Hand voll Nüsse. Wichtig ist, dass man ein Gleichgewicht schafft und auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achtet. 

Sollte ein unstillbares Verlangen nach etwas Ungenießbarem oder Schädlichem wie Erde, Papier oder Kohle bestehen, sollten sich Betroffene unbedingt an einen Arzt wenden. Dies bezeichnet man als Pica-Syndrom. Als Ursache wird ein extremer Nährstoffmangel vermutet.

Unstillbarer Appetit ist Hunger der Seele nach ganz anderen Dingen.

Else Pannek